Milben

Es gibt verschiedene Arten von Milben.
Als Faustregel gilt: Kann man die Viecher mit bloßem Auge sehen, sind es vermutlich "schlimme Milben". Sieht man keine Viecher krabbeln, sind es möglicherweise "nicht so schlimme Milben". Jetzt mal vereinfacht formuliert.

Wichtig: Auch, wenn nur ein einziges Tier Symptome zu zeigen scheint, kann dennoch die gesamte Gruppe befallen sein. Denn Symptome zeigen sich zu allererst mal an den Tieren, die das schwächste Immunsystem in der Gruppe aufweisen. Zum Beispiel alte oder kranke Tiere, sowie grade geborene Babys.

Entdeckt man kleine, rote, schwarze oder weiße Krabbelviecher auf den Mäusen, im Gehege oder um das Gehege herum, sollte man wie folgt vorgehen:

- Krabbelviech auf einen Tesastreifen pappen (nicht zerquetschen) und sofort zum Tierarzt bringen und es bestimmen lassen

- Mäuse nach Anweisung des Tierarztes mit Spot-On-Präparaten behandeln

- Adarp oder Bactozol zur Käfigreinigung benutzen

Mehr zu den "gefährlichen Milbenarten" und wie man genau vorgehen muss, könnt ihr hier nachlesen: Tropische Rattenmilbe & Rote Vogelmilbe

Eins ist sehr wichtig: Unterschätzt die Krabbelviecher nicht.
Handelt es sich wirklich um die Tropische Rattenmilbe oder Rote Vogelmilbe sollte man den Link 100%ig befolgen, da man diese Viecher sonst niemals los wird. Sie können sich monatelang ohne Nahrung in Ritzen verstecken und dann rauskommen und einen erneuten Befall verursachen. Nimmt man den Befall nicht ernst - so klein er auch sein mag - muss irgendwann der Kammerjäger kommen. Und das gilt es wirklich zu verhindern!

Weist das Tier Schorfstellen auf und hat struppiges Fell und kratzt sich vermehrt, können es aber genauso gut "nicht so gefährliche Milben" sein. Also welche, die man mit bloßem Auge nicht sieht; die unter der Haut leben.

Dabei handelt es sich meist um Grabmilben oder Ähnliches.
Diese Milbenart ist relativ harmlos (sofern sie behandelt wird) und sehr gut wieder weg zu bekommen. Absolut kein Grund, in Panik auszubrechen. Die Mäuse sollten dem Tierarzt vorgestellt werden.

Ein sogenanntes "Hautgeschabsel" muss gemacht werden. Sind Milben in oder unter der Haut vorhanden, kann man das unter dem Mikroskop sehen. Auch hier steht dann ein Spot-On und eine Grundreinigung (scharfe Antiparasitika sind dabei nicht notwendig) an.

Achtung: Werden Grabmilben nicht behandelt, kann eine ernsthafte Erkrankung des Zentralen Nervensystems die Folge sein! Das Tier schwebt dann in absoluter Lebensgefahr! Grabmilben sind normalerweise wirtspezifisch. Das heißt, sie leben nur auf den Tieren; gehen nicht auf den Menschen. Bei sehr schweren, unbehandelten Befällen jedoch gehen sie selten auch auf den Menschen über (dann ist ein Gang zum Hautarzt absolute Pflicht!).

Haarlinge

Haarlinge sind kleine, weiße, längliche Würmchen, die sich an den einzelnen Haaren des Tieres "festhalten". Sie sind leider kaum rauszukämmen. Frontlinespray für Katzenbabys ist hier eine gute Behandlungsmethode.

Natürlich können auch Ivomec und Stronghold eingesetzt werden. Haarlinge gehören zwar zur Gattung der Läuse, jedoch sind es Tierläuse und gehen daher nicht auf Menschen über (also, keine Panik). Im Vergleich zu den oben genannten Milben sind Haarlinge eher eine Lapalie. Natürlich darf man das jedoch nicht auf die leichte Schulter nehmen! Denn auch Haarlinge lösen Jucken aus und damit Stress. Zuviel Stress kann zum Tod führen. Daher ist ein Tierarztbesuch auch bei Haarlingen unumgänglich!

Darmparasiten

Durch Naturmaterialien oder andere Haustiere können sich die Mäuse auch durchaus mit Würmern oder Einzellern (Giardien usw.) infizierten. Der wichtigste Hinweis für Darmparasiten ist in der Regel Durchfall.

Auch ein auffällig dicker, geblähter Bauch und/oder stark übelriechender Kot können Hinweise darauf sein. 

Bei Verdacht auf Würmer oder andere Darmparasiten sollte umgehend eine Kotprobe zum Tierarzt gebracht und untersucht werden lassen. 


Frei verkäufliche Spot-Ons sind gefährlich! 

 

Fressnapf, Futterhaus und wie sie alle heißen, haben in der Regel freiverkäufliche Spot-On-Präparate gegen Milben, Flöhe, Zecken usw. im Sortiment. Der Aufmacher ist reißerisch: "Reines Naturprodukt" oder "nur natürliche Inhaltsstoffe" 

 

Aber genau das ist das Problem, wie Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit im folgenden Zitat erklärt:

 

"An Propaganda gegen die ach so böse Pharmaindustrie ist man ja schon gewöhnt: böse Menschen, die schlimme Medikamente entwickeln um Mensch und Tier zu schaden... [Ironie Ende] Aber was ist mit FREIVERKÄUFLICHEN Mitteln, die man z.B. im Futterhandel an der nächsten Ecke erwerben kann? Hmm, müsste dann doch eigentlich harmloses Zeug sein... ansonsten wär es ja wohl rezeptpflichtig. Tja, schön wärs!

 

Das obere Bild zeigt die Realität! Ungefährlich? Nee, leider weit gefehlt.

 

In solchen Produkten sind die natürliche Rohstoffe in Reinform enthalten - im vorliegenden Beispiel eines Spot-Ons gegen Zecken und Flöhe waren folgende WIRKSTOFFE enthalten:

 

1. das hochpotente Neemöl (aktuell gerne als Margosa-Extrakt 'deklariert')
2. Ethylbutylacetylaminoproprionat (kurz IR3535 - ein abschreckendes Repellent)

 

Leider trat eine nicht seltene, durchaus unerwünschte, Nebenwirkung auf: Bereits kurze Zeit nachdem einer Katze dieses freiverkäufliche Produkt in den Nacken geträufelt wurde fielen die Haare in diesem Bereich großflächig (8cm x 10cm !!!) aus und es entwickelte sich eine hoch schmerzhafte Epidermisnekrose (Absterben der oberen Hautschichten). Den kleinen Warnhinweis REIZEND auf der Verpackungsunterseite empfinde ich daher mehr als untertrieben.

 

Man kann definitiv nicht sagen welcher der beiden enthaltenen Stoffe diese Hautreaktion ausgelöst hat, aber: Jedem Leser sollte zumindest bewusst sein, dass solche Nebenwirkungen bei der Anwendung solcher 'Pflegemittelchen' leider nicht gerade selten sind. Bei humanmedizinischen Präparaten würde diese Nebenwirkung von der Häufigkeit her als 'gelegentlich' eingestuft werden.


Und für all diejenigen, die jetzt wieder mit dem Argument um die Ecke kommen sollten, dass Tierärzte bloß verhindern wollen, dass solche Pseudo-Medikamente online und im Futterhandel vertrieben werden, sollten sich eines vor Augen halten: An der langwierigen und aufwändigen Therapie einer solchen Hautschädigung verdient man deutlich mehr als am Verkauf einer echten Antiparasitikum-Ampulle! Vielleicht geht es uns Tiermedizinern tatsächlich ums Wohl des Tieres... Einfach mal drüber nachdenken - gell?

 

Ich habe bewusst auf die Erwähnung von Hersteller und Vertreiber verzichtet, da sie hier nichts zur Sache tun. Es geht einzig und allein um den Umstand, dass selbst FREIVERKÄUFLICHE Produkte lebensgefährlich sein können. Dieser Artikel dient der Sensibilisierung! Geiz ist nicht geil - unter Umständen bezahlt das Tier dafür."

 

Autor: Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit

Quelle: Dognet.de

 

Also lieber die Finger davon lassen! 

Übrigens: Eine Ampulle Stronghold 15 mg, womit man mehr als eine Maus behandeln kann, kostet beim Tierarzt zwischen 8 und 9 Euro. Das ist also nicht die Welt und auch nicht teurer, als das freiverkäufliche und gefährliche Präparat aus dem Zoohandel. 

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