Der "Meine-Maus"-Flyer

Eine große deutsche Zoohandlungskette hat im Kundenbereich Info-Flyer liegen. An sich ne gute Sache. Wenn da einige Punkte nicht wären...

- Die Maus, die im Flyer abgebildet auf den Hinterbeinchen steht, ist keine Maus, sondern eine junge Ratte.

- "Mäuse sind unkomplizierte Haustiere."
Sind sie nicht. Sie sind klein, aber von ihrer Körpergröße sollte man sich nicht täuschen lassen.

- "Mäuse kosten in der Haltung nicht viel..."
Oh doch!! Vor allem Tierarztkosten können auch bei zwei Mäusen bereits den dreistelligen Bereich an Tierarztkosten in allein einem Monat erreichen. Dabei sollte man bedenken, dass Mäuse relativ krankheitsanfällig sind, was Tumore und Atemwegserkrankungen angeht. Böcke müssen kastriert werden. So eine OP kostet schon mal zwischen 40 und 70 Euro pro Maus! Auch eine Parasitenbehandlung ist sehr teuer, aber notwendig, da es auch Parasiten gibt, die auf den Menschen übergehen können.

- "Vor allem männliche Mäuse haben einen intensiven Eigengeruch und sind für empfindliche Nasen daher nicht geeignet."
Ach was, sag an!??
Warum unkastrierte Farbmausböcke wohl kastriert werden sollen? Bedauerlicherweise wird das in dem Flyer mit keinem Wort erwähnt.

- "Obwohl Mäuse dämmerungs- und nachtaktiv sind, schlafen sie als Heimtiere tagsüber nur stundenweise."
Vollkommener Schwachsinn! Farbmäuse sind nach wie vor dämmerungs- und nachtaktiv. Sieht man sie tagsüber, ist das keine Akitvität, sondern Nahrungsaufnahme. Das müssen sie alle 2-3 Stunden tun, um ihre Vitalparameter (Herzfrequzenz, Atemfrequenz, Körpertemperatur) halten zu können.

- "Das neue Heim für die Maus sollte so groß wie möglich sein; unser ***-Team berät dich gerne über ein geeignetes Zuhause für deine Mäuse."
Ja, klar. *Ironie* Was wird es denn? Ein Plastikduna oder ein Hamsterknast? Das ***-Team hat keine Ahnung, wie ein artgerechtes Farbmausgehege auszusehen hat. Fragt man sie nach den Mindestmaßen, die der TVT herausgegeben hat, wird man nur fragend angeglotzt und bekommt die Gegenfrage "Was ist denn ein TVT?" gestellt. Komisch ist auch, dass irgendwie ALLE Mitarbeiter im *** selbst Mäuse halten. Merkwürdig, was?

- "Der Käfig muss mindestens einmal in der Woche gründlich gereinigt werden. Täglich sind Kot und Urin zu entfernen."
Das ist sehr, sehr stressig für die Mäuse. Einmal die Woche ist in der Regel gar nicht notwendig (kommt natürlich auf den Besatz und die Größe des Geheges an). Zudem sollte in dem Flyer dringend erwähnt werden, dass eine Komplettreinigung des Geheges und des Inventars großen Stress und ein überdurchschnittliches Markierungsverhalten bei den Nagern auslöst. Täglich Kot und Urin zu entfernen ist absolut unmöglich.

- "Die vollverdauliche Hamsterwatte ist als Nestbaumaterial sehr beliebt."
Und schnürt den Mäusen Zehe und Schwänze ab, so dass man am Ende behinderte Mäuse hat oder sogar tote, weil sie sich mit der Hamsterwatte stranguliert haben. Ein weiteres sicheres Zeichen dafür, dass der *** keine Ahnung hat, was der TVT ist und was als tierschutzwidriges Zubehör eingestuft wurde. Will man seinen Nasen Nistmaterial zur Verfügung stellen, eignen sich Klopapier, Heu und Kapokschoten sehr viel besser. Sogar (schwarz-weißes) Zeitungspapier ist geeignet (es ist ungiftig).

- "Die Wurfgröße kann aus 4 bis 8 Jungen bestehen."
Mäuse können pro Maus, pro Wurf bis zu 21 Babys bekommen.

- "Die Jungen können von der Mutter mit 3 Wochen getrennt werden."
Können sie nicht! Es ist sehr, sehr wichtig, dass die Jungtiere lange genug bei ihrer Mutter bleiben, um gut sozialisiert zu sein. Das ist das A und O um charakterlich einwandfreie Tiere zu haben. Mit 3 Wochen können Mäusekinder schon selbstständig fressen, ja. Das reicht aber nicht aus, um von der Mutter getrennt zu leben. Männchen sollten mit 4 Wochen von Mama und Schwestern getrennt werden und die Weibchen sollten mindestens bis zur 6. Woche bei der Mama bleiben!

- Unter der Checkliste für die Erstausstattung findet man Angaben wie Knabberstange, Mineralstein, Salzleckstein und Vitaminpräparate.

Diese Dinge sind für die Mausels zum Teil lebensgefährlich. Mineral- und Salzlecksteine führen zu einer Natriumchloridüberversorgung oder einer Kalziumresorption. Beides kann sehr schmerzhafte Nieren- oder Blasensteine hervorrufen, die die Tiere qualvoll zugrunde gehen lassen. Vitaminpräparate sollte man niemals ohne Absprache mit seinem Tierarzt geben.

Gesund und ausgewogen ernährte Mäuse bekommen alle Vitamine und Nährstoffe, die sie benötigen. Zusätzlich gegebene Vitamine oder Mineralien schaden mehr, als dass sie nutzen. Eine Gabe, ohne Absprache mit dem Tierarzt, kann den Tod des Tieres zur Folge haben.

Knabberstangen enthalten Melasse und sind daher mehr als nur ungesund.

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