Böckchenhaltung

In 90 % der Fälle, ist es nicht möglich, unkastrierte Farbmausböcke zusammen zu halten. Sie greifen sich an; führen Kämpfe auf Leben und Tod.

Nicht selten sterben Böcke dabei oder sind zumindest schwer verletzt oder müssen am Ende eingeschläfert werden.

Daher ist es sehr wichtig, dass man die Böcke kastrieren lässt oder Vollböcken einen oder mehrere Kastraten zur Gesellschaft dazu holt.

Denn Einzelhaltung ist bei Farbmäuse absolute Tierquälerei. Wilde Mäuse leben in Kolonien mit bis zu 600 Tieren. Man sieht also, dass Mäuse sich nur in großen Gruppen wohlfühlen. Ein Partner muss daher mindestens sein.

In der Regel gelingen Vergesellschaftungen von Vollböcken und Kastraten sehr gut. Je länger der Kastrat kastriert ist, desto größer die Chancen einer erfolgreichen Vergesellschaftung.

Doch es gibt auch wenige Fälle, in denen Vollböcke sich untereinander bestens verstehen und auch nicht in winzigen Käfigen oder ohne Einrichtung gehalten werden müssen. Und das ist ein Hoffnungsschimmer für alle Böcke, die z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht kastriert werden können. Es gibt immer mal wieder vereinzelt Böcke, die herzkrank sind, schwere chronische Atemwegsinfekte aufweisen oder einfach schon zu alt zum Kastrieren sind.

In dem Falle sollte man sich auf jeden Fall um einen oder mehrere Kastraten bemühen. Doch ich möchte trotzdem nicht die Infos zu reinen Bockgruppen verschweigen. Es gelingt sehr selten, aber ich halte die Infos dennoch für mitteilenswert.

Ich halte seit 2 Jahren reine Böckchengruppen, die bestens harmonieren. Keine von ihnen lebte kleiner als auf einer Grundfläche von mindestens 80 cm x 50 cm.

Meine letzte 5er Gruppe lebte auf 100 cm x 50 cm und sie hatten neben anderer artgerechter Einrichtung auch ein Laufrad (Whodent Wheel).

Reine Böckchengruppen funktionieren meist dann am Besten, wenn sie von Geburt an zusammen und noch nie getrennt waren. Probleme können dann auftauchen, wenn ein oder mehrere Gruppenmitglieder sterben. Denn dann muss die Rangordnung neu geklärt werden.

Bei meinen Böckchengruppen lief das stillschweigend ab. Beißereien gab es nie.

Gerade für Züchter ist es super wichtig, nur Böcke zu verpaaren, die charakterlich einwandfrei sind. Besonders durch die Zucht hervorzugeben sind Charakterzüge wie Sozialverträglichkeit, geringes Terretorialverhalten und Unterwürfigkeit.

Nachkommen solcher Böcke sind sehr oft selbst sehr einfach in reinen Böckchengruppen zu halten und sogar zu vergesellschaften.

Ich persönlich lege größten Wert auf die Sozialverträglichkeit meiner Zuchtböcke. Böcke, die aggressiv oder extrem dominant sind, werden bei mir nicht verpaart.

Doch auch, wenn man eine funktionierende, harmonische Böckchengruppe hat, gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit es auch so bleibt:

- Keine Weibchen im gleichen Raum.
- Das Gehege niemals komplett reinigen. Immer nur entweder Streu oder Inventar säubern.
- Laufräder sind nicht für alle Gruppen geeignet. Bei manchen Böckchengruppen lösen sie Streit aus.
- Tierarztbesuche nur mit der gesamten Gruppe erledigen.
- Beim Zurücksetzen in den Käfig die Rangfolge beachten (dafür muss man seine Mäuse gut kennen und beobachten). Der Ranghöchste zuerst; der Rangniedrigste zuletzt.
- Kein Inventar von Weibchen für die Böcke benutzen.
- Niemals sollte man selbst nach Weibchen riechen.
- Keine Unterschlupfmöglichkeit mit nur einem Aus-/Eingang anbieten.

Leider ist es noch immer mit viel Glück verbunden, wenn die reine Böckchenhaltung funktioniert und einem Anfänger würde ich dazu niemals raten.

Die Böckchenhaltung gehört in erfahrene Hände und ist auch nicht mit allen Böckchen zu machen. Wie oben beschrieben, muss es sich dabei um sehr soziale Tiere handeln, die schon ihr ganzes Leben miteinander verbracht haben.

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man sich als Anfänger in der Mäusehaltung für Weibchen entscheiden. In die Weibchengruppe kann man natürlich einen oder mehrere Kastraten aufnehmen, denn das funktioniert eigentlich immer.


Böckchenvergesellschaftungen

Ich selbst haben schon mehrere Böckchenvergesellschaftungen gemacht - erfolgreich. Natürlich nicht alle erfolgreich. Wenn Zwei (oder mehrere) Tiere (egal ob Mäuse oder andere) sich nicht verstehen wollen, dann wollen sie nicht und das Recht sollte man ihnen auch zugestehen.

Wie oben bereits angesprochen gelingen Vergesellschaftungen von Vollböcken und Kastraten meist gut und desto besser, je länger der Kastrat kastriert ist.

Vollböcke miteinander zu vergesellschaften ist schwieriger.
Erwachsene Böcke aneinander zu gewöhnen grenzt an die Unmöglichkeit. Die Chance, dass das gelingt dürfte unter 1 % liegen. Das ist mir selbst auch noch nicht gelungen.

Erwachsene Böcke mit Babyböckchen dauerhaft (!) zu vergesellschaften kann jedoch gelingen. In der Regel klappt es besser, wenn man einen erwachsenen Bock und einen Babybock hat. Der Babybock sollte jedoch kein Winzling sein, sondern schon entsprechend gebaut, so dass er nicht sofort in Ohnmacht fällt, wenn er den großen Bock sieht.

Der Babybock sollte gerade von der Mutter getrennt sein, also rund 4 Wochen alt. Man sollte natürlich nicht unbedingt den dominantesten Bock aus dem Wurf nehmen, das ist klar.

Beste Erfahrungen habe ich in dem Falle mit der Panikboxmethode gemacht. Dafür setzt man die Mäuseriche zunächst auf sich selbst (Schulter, Arm etc.) zusammen, damit sie sich schon mal beschnüffeln können. Nach 2-3 Minuten werden dann beide gleichzeitig (ganz wichtig!) in die frisch gesäuberte, mit Küchenpapier ausgelegte, Box gesetzt.

Dort werden sie die nächsten 24 Stunden verbringen. Die Box sollte wirklich klein sein, so dass die beiden sich nicht aus dem Weg gehen können. Man sollte etwas Futter reinstreuen und Gurke hineinlegen (evtl. Flasche anbringen, wenn die Bauart der Box das zulässt). Es kann auch helfen, mit der Box im Auto in der Gegend rumzufahren.

Diese Methode klingt sehr stressig für die Tiere - und das ist sie auch. Denn das ist der Sinn der Sache. Über die Angst und den Stress vergessen die Mäuse ganz und gar, sich zu prügeln, was meistens dazu führt, dass ihr Geruch sich vermischt und sie ihren "Rivalen" am nächsten Tag nicht mehr als einen solchen ansehen.

Nach 24 Stunden Box dürfen die Parteien gemeinsam, gleichzeitg (!) in das frisch gereinigte, mit neuem Streu versehene, Gehege einziehen.

In dem Gehege sollte sich außer Streu, Futter (verstreut) und Wasser (2 Trinkplätze) nichts befinden. Am 2. Tag kann Heu oder anderes Nistmaterial hineingegeben werden.

Am 4. Tag kann man frische Äste hineinlegen.
Am 5. Tag kann man einen Karton mit vielen Öffnungen hineingeben.

Über 2 Wochen wird dann immer mehr Inventar hinzu gegeben. Ein Laufrad sollte erst nach 2 Monaten angeboten werden.

Wenn nach dem Einsetzen/-stellen von einem Inventarteil Streit losbricht, muss man dieses Teil sofort wieder entfernen und abwarten, ehe man es erneut versucht. Bricht dann wieder Streit los, sollte man es ganz weg lassen.

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass man Böcke auf diese Art zwar stressig und langsam, aber erfolgreich vergesellschaften kann.

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