Brauchen Farbmäuse Auslauf?

Die Frage kann man nicht so einfach mit 'Ja' oder 'Nein' beantworten. Viel eher kann man sagen, dass ein Auslauf durchaus möglich ist, aber nicht alle Mäuse eignen sich dafür. Zunächst mal muss man wissen, wie die Körpersprache der Mäuse funktioniert.

Wenn eine Maus sich sofort versteckt oder hektisch nach einem Versteck sucht, während sie sich eng an den Boden drückt, während sie läuft und die Ohren anlegt, dann hat sie Angst. Panik geradezu. Solche Mäuse sind für einen Auslauf absolut ungeeignet. Solche Mäuse sollten im Gehege verbleiben. Das Gehege kann man regelmäßig umgestalten, damit die Mäuse dort viel Abwechslung haben.

Eine Maus, die außerhalb des Käfigs die Ohren nach vorne gerichtet hat und aufstellt, wie Satellitenschüsseln, während sie gespannt jeden cm² des Auslaufs abschnüffelt und sich gelegentlich auf die Hinterbeinchen stellt oder sich sogar hinsetzt und frisst, ist für einen Auslauf geeignet. Denn diese Maus hat keine Angst.


Ob eine Maus für den Auslauf geeignet ist, hängt meiner Erfahrung nach auch von ihrer Herkunft ab.

Eine Maus, die in ein liebevolles Zuhause hineingeboren wurde und jeden Tag mitbekommt, wie ihre Mama und ihre Ammen zum täglichen Auslauf hinausgehen, evtl. etwas mit ihren Menschen spielen und danach wiederkommen, wird sicherlich keine Probleme damit haben, ihrerseits einen Auslauf zu genießen, zu erkunden und sich zu freuen, etwas Neues erleben zu dürfen.

Eine Zooladenmaus, die den Menschen nur als grausames Monster kennengelernt hat und seine Hand und alles außerhalb des Käfigs, der Schutz bedeutet, mit Schmerzen und Leid verbindet, wird sicherlich niemals für den Auslauf geeignet sein.

Farbmäuse sind eben Charaktertiere. Und auch, wenn wir ihnen nicht ansehen können, was in ihnen vorgeht, so sollten wir doch alle Eventualitäten in Betracht ziehen, wenn wir versuchen, sie einzuschätzen und zu verstehen.

Hat man ein schönes großes Gehege und entscheidet sich gegen einen Auslauf (aus Zeitmangel oder wegen anderer Haustiere), schadet den Mäusen dies jedoch nicht. Also lebenswichtig (wie z.B. bei Ratten) ist der Auslauf für Farbmäuse nicht.


! Wichtig: Ideal ist es, wenn Käfig und Auslauf miteinander verbunden sind und die Mäuse selbst entscheiden können, ob sie rein oder raus möchten.


Wie sollte der Auslauf beschaffen sein?

Ein Auslauf für Farbmäuse sollte erhöht liegen. Niemals sollten die Mäuse auf dem Fußboden laufen gelassen werden. Man kann auf sie rauftreten oder sie können in kleinsten Bodenspalten verschwinden. Am Besten eignen sich Tische oder Kommoden. Da Farbmäuse Höhenangst haben, ist die Fluchtgefahr dadurch schon mal minimiert.

Der Auslauf sollte spannend und abwechslungsreich gestaltet sein. Man kann z.B. Kartonburgen, Kletterbäume und -seile, sowie Röhren und Labyrinthe aufstellen. Gegen kleine Leckerlis kann man seinen Mäusen in so einem Auslauf vielleicht auch das ein oder andere Kunststück beibringen.

Absolut wichtig sind Versteckmöglichkeiten - und zwar mehrere. Bei jeder Gelegenheit muss sich die Maus verstecken können, sobald sie Angst bekommt oder sich erschreckt.

Wie lange sollte der Auslauf dauern?

Das hängt von den Mäusen selbst ab. Manche haben bereits nach wenigen Minuten keine Lust mehr. Andere möchten nach einer Stunde noch immer nicht zurück in den Käfig. Allerdings sollte der Auslauf wirklich nicht länger als maximal 1,5 Stunden andauern. Man darf nicht vergessen, dass die Tiere aufgrund ihres schnellen Stoffwechsels regelmäßig essen und trinken müssen und man sie auch nicht überfordern sollte.


Der Faktor "Stress"

Man hört sehr oft, dass Farbmäuse keinen Auslauf haben sollten, da dieser für die Tiere Stress bedeutet. Dies ist im Grunde richtig. Jede Veränderung hat Stress zur Folge, denn Farbmäuse sind extrem stressanfällig. Man muss jedoch unterscheiden zwischen "positivem Stress" und "negativem Stress".

Positiver Stress ist als Sinnesreizung anzusehen. Wenn die Gehegeeinrichtung umgestellt wird, ist das Stress. Dieser Stress jedoch ist für die Mäuse sehr wichtig und wirkt sich positiv auf ihre Lebenserwartung aus. Werden Mäuse diesen Sinnesreizen nicht ausgesetzt und von jeder Art von Stress ferngehalten, verblöden sie im sprichwörtlichen Sinne. Dies kann eine verkürzte Lebenserwartung zur Folge haben.

Negativer Stress ist z.B. Stress, der überdurchschnittliche lange anhält. So z.B. ein Tierarztbesuch oder ein sehr langer Transport. Manchmal kann man negativen Stress jedoch nicht vermeiden.

Man sollte beim Auslauf, wie gesagt, darauf achten, dass die Mäuse für den Auslauf geeignet sind. Nur dann fällt der Auslauf in die Kategorie "positiver Stress". Für ängstliche, panische Mäuse ist Auslauf absolut negativ und das in jeder Hinsicht.

Ob eine Maus den Auslauf als interessant oder furchteinflößend ansieht, kann man an ihrer Körperhaltung sehr gut erkennen. Insbesondere die Stellung der Ohren bietet einem die Möglichkeit, dies binnen von Sekunden zu beurteilen:

Auf dem linken Bild seht ihr eine Maus, die freiwillig bis auf meinen Kopf geklettert ist, um von dort neugierig in alle Richtungen zu blicken und sich auf neue Abenteuer freut. Ihre Augen sind weit geöffnet, die Ohren auf- und nach vorne gerichtet. 

Auf dem rechten Bild seht ihr eine Maus, die ich gegen ihren Willen aus dem Gehege genommen habe. Sie drängt sich an den Boden. Die Augen sind ein wenig zusammen gezogen, die Ohren zurück gedreht. Diese Maus hat Angst. 

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