Plastik im Nagerkäfig?

Die meisten Kunststoffarten sind für Nager vollkommen in Ordnung. Entgegen vieler Meinungen ist Kunststoffzubehör nicht komplett lebensgefährlich oder sogar giftig.

Das wäre auch fatal, wenn man bedenkt, dass unsere Joghurtbecher und Getränkeflaschen aus demselben Material hergestellt werden.

Hinzu kommt, dass Mäuse (und Ratten) von der Natur mit einer "Skin Flap", also einer Hautfalte im Mäulchen ausgestattet wurden, die sie daran hindert, alles runterschlucken zu müssen, was sie annagen.

In diesem Artikel kann man diese Hautfalte bei einer Ratte gut erkennen (ganz runterscrollen und dann unten rechts). Das heißt also: Nur, weil sie etwas annagen, schlucken sie es noch lange nicht runter.

Natürlich muss man dazu sagen, dass nicht alle Kunststoff-Arten auch für die Verwendung im Nagergehege geeignet sind.

Während Polypropylen (PP) keinerlei Weichmacher enthält, aber dennoch ein weicher Kunststoff ist und deshalb auch als Joghurtbecher, Kinderspielzeug oder Chipstüten verwendet wird, bildet Polystyrol (PS) beim Zernagen beispielsweise sehr harte und scharfe Splitter, die gefährlich werden könnten.

Ebenfalls für Nager einsetzbar und auch in der Lebensmitteltechnik zu finden, sind Polyethylen (PE), Polycarbonat (PC), Polyetherimid (PEI), Polysulfon (PSU), Polyurethan (PU) und Polylactid (PLA).

Alle Kunststoffprodukte und -verpackungen müssen in der EU mit den in Klammern stehenden Kürzeln gekennzeichnet werden. Meistens findet man diese in kleinen Dreiecken irgendwo auf der Unterseite des Produktes. Manchmal muss man auch etwas suchen. Achtet man auf die Kennzeichnung, können Verwechslungen mit bedenklichen oder gefährlichen Kunststoff-Arten ausgeschlossen werden.

Polymethylmethacrylat (PMMA) und Polyvinylacetat (PVA) können beispielsweise giftige Weichmacher enthalten.

Doch das meiste Tierzubehör aus Kunststoff  (z.B. die Laufräder von Rodipet oder Trixie) besteht ohnehin aus unbedenklichem Kunststoff wie PP oder PE. Dies liegt vor allem in den Kosten begründet, denn beide Kunststoffarten sind in der Herstellung sehr günstig und sehr leicht in verschiedene Formen zu bringen.

Selbstverständlich ist Kunststoff nur begrenzt oder gar nicht luftdurchlässig. Das kann manchmal zu Staunässe führen, weshalb man bestimmte Behältnisse (z.B. umgedrehte Eimer als Schlafhäuser) mit zusätzlichen Lüftungslöchern versehen sollte. Dazu braucht's einfach nur einen Akkuschrauber und Bohrer oder im Zweifelsfalle eben auch eine Schere oder einen Lötkolben.

Auch im Labor erhalten Mäuse und Ratten Kunststoffeinrichtung (Klick!). Wäre diese giftig für die Tiere, wäre das ja denkbar schlecht, würde es doch die Laborergebnisse auf extremste Weise verfälschen. Stattdessen birgt Enrichmentzubehör für Labore große Vorteile, denn sie lassen sich vollständig sterilisieren. Was auch in der Heimtierhaltung besonders im Falle eines Milbenbefalls oder hartnäckigen Keimes von Vorteil sein dürfte.

Ob man Kunststoffzubehör aus optischen Gründen natürlich im Käfig haben möchte, muss jeder selbst entscheiden. Denn ob knallbunte Häuser und Laufräder zu Korkröhren und Kletterzweigen passen, ist reine Geschmacksache.

Was selbstverständlich völlig indiskutabel ist, sind Vollkunststoffknäste alá Critter Trail oder Habitrail und dergleichen.

Denn diese sind absolut tierschutzwidrig, was auch die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (kurz TVT) im Merkblatt Nr. 62 feststellt: Klick!

Unbedingt entfernt bzw. vermieden werden, sollte Kunststoffzubehör dann, wenn man bemerkt, dass die Tiere den Kunststoff wirklich fressen. Also nicht nur daran nagen oder mal zufällig was verschlucken, sondern wirklich fressen. In dem Falle handelt es sich um Tiere mit einer Verhaltensstörung oder -auffälligkeit. Und auch wenn Kunststoff nicht giftig ist, so kann es in großen Mengen doch Probleme hervorrufen (z.B. Darmverschluss o. Ä.).

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