Vorab sei erwähnt, dass sich das Züchten von Mäusen finanziell nicht lohnt. Im Gegenteil: Man zahlt noch drauf! Wenn man dennoch züchten möchte, dann sollte man sich mit der Genetik genauestens auseinandersetzen. Zudem sollte man ein Zuchtkonzept mit Zuchtgrundsätzen und –zielen haben. Und man muss an die Jungtiere denken, die alle ein neues schönes Zuhause brauchen!
Tragzeit und Geburt
Ob ein Mäuseweibchen schwanger ist oder nicht, kann man nur am Bauchumfang und der Form den Bauches erkennen. Wenn die Maus in sehr kurzer Zeit viel an Gewicht zulegt und der Bauch birnenförmig aussieht, kann man davon ausgehen, dass sie schwanger ist.
Mit birnenförmig ist gemeint, dass die Maus vorne ganz normal gebaut ist und der Bauch hinten richtig in die Breite geht. Das kann zum Beispiel so aussehen wie auf dem Bild oben rechts.
Ein Mäuseweibchen hat eine Tragzeit von 21 – 23 Tagen. Tragende und säugende Mäusemutter müssen zusätzlich Eiweiß angeboten bekommen. Dazu kann man fettarmen Käse, Magerquark oder Mehlwürmer anbieten.
Andere Gruppenmitglieder sollten unbedingt im Käfig verbleiben und nicht getrennt werden! Sie helfen bei der Aufzucht der Jungen, springen ein, wenn die Mutter überfordert ist und dienen als Rückhalt und Sicherheiten, wenn die Mutter unsicher ist. Auch entwickeln nicht-schwangere Weibchen während der Hilfe der Jungtiere mitunter Milch und können sie ebenfalls säugen. Was besonders bei großen Würfen sehr von Vorteil ist.
Gegen Ende der Tragzeit beginnt die Mutter ein Nest zu bauen. Dazu sollte man ihr Klopapier, Zeitungspapierschnipsel, Heu und Papiertaschentücher zur Verfügung stellen. Ein Vogelnistkasten, mit aufklappbarem Deckel, eignet sich hervorragend als Wurfbox.
Gegen Ende der 2. Schwangerschaftswoche bildet sich der Bauch des Mäuseweibchens sehr deutlich aus. Es sei denn, es wachsen nur 2 oder 3 Babys darin; dann kann es sein, dass man kaum etwas oder gar nichts sieht.
Die Jungen kommen taub, blind und nackt (Nesthocker) nachts oder in den frühen Morgenstunden zur Welt. Die Geburt läuft für gewöhnlich leise und unkompliziert. Meist dauert die Geburt nicht mal eine Stunde. Die Mutter nabelt die Babys ab, befreit sie von der Fruchtblase, frisst diese auf und leckt die Babys sauber. Auch die Nachgeburt wird gefressen. Zum Einen um Feinde (zumindest in freier Natur) abzuhalten und zum Zweiten, weil darin viel Eiweiß und Mineralien enthalten sind, die die Mutter zum Säugen ihrer Jungen benötigt.
Man sollte auf keinen Fall in den ersten Tagen ins Nest schauen. Auch, wenn es noch zu schwer ist! Denn unter Stress stehende Mütter fressen nicht selten einige ihrer Babys oder gar den ganzen Wurf auf.
Erstmals ist Nest schauen sollte man frühestens nach 10 Tagen. Mit 14 Tage öffnen die Babys die Augen und beginnen erste Erkundungstouren außerhalb des Nestes zu starten. Dann darf man die Babys auch mal anfassen.
Entwicklung der Jungtiere
3. Tag: Ein leichter Fellflaum wird sichtbar.
10. Tag: Die Augen öffnen sich langsam.
15. Tag: Die Jungen verlassen das Nest, erkunden das Gehege und beginnen, feste Nahrung aufzunehmen.
21. Tag: Die Mutter beginnt, die Jungen zu entwöhnen.
28. Tag: Da Mäuse mit ca. 4 Wochen geschlechtsreif werden, sollte die männlichen Jungtiere mit 28 Tagen von Mutter und Schwestern getrennt werden. Abgabebereit sind die Jungtiere aber eigentlich erst ab 6. – 8. Wochen, da sie noch Kontakt zu erwachsenen Mäusen brauchen, um von ihnen zu lernen. Dies ist wichtig für die Entwicklung. Bei zu frührem Trennen von Alttieren, können Verhaltensstörungen die Folge sein.
Übrigens...
... in der Natur vermeiden Farbmäuse Inzucht, weil die Männchen Balzgesänge im Ultraschallbereich vollführen, welche so komplex wie Fingerabdrücke sind. Die Weibchen können am Gesang erkennen, ob es sich bei dem Männchen um einen Verwandten (z.B. Bruder) handelt oder um einen fremden Bock.
... wenn Farbmausweibchen ihren neugeborenen Babys die Nabelschnur durchbeißen, stoßen die Babys einen kurzen Schrei aus. Bleibt dieser Schrei aus, frisst die Mutter weiter, weil das Baby entweder schon tot ist; tot zur Welt kam oder auf Dauer nicht lebensfähig ist. Durch das Auffressen des Babys verhindert das Weibchen, dass Fressfeinde durch den Verwesungsgeruch angezogen werden und nimmt auf diese Weise zusätzliches Eiweiß auf, um die überlebenden Babys säugen zu können.