Meine Maus hat Babys bekommen und sie alle oder zum Teil getötet / aufgefressen - warum?
Das ist eine Frage, die man nicht eindeutig beantworten kann, da es sehr viele Gründe gibt, warum ein Weibchen oder auch die Ammen so etwas tun. In jedem Falle ist zu beachten, dass Farbmäuse keine blutrünstigen Monster sind, die aus Spaß an der Freude ihre Babys töten.
Leider hört man in diesem Zusammenhang oft von unwissenden, uninformierten Leuten den Begriff "Mördermaus". Wenn ein Weibchen seine Babys frisst, hat das aber rein gar nichts mit Mord zu tun.
Denn Farbmäuse haben für das Töten bzw. Fressen ihres Nachwuches immer einen Grund. Auch dann, wenn wir ihn nicht zweifelsfrei erkennen können. Keine Farbmaus frisst oder tötet ihre Babys um des Tötens willen.
Es gibt immer einen Grund!
Einige davon zähle ich hier mal auf. Ihr könnt selbst überprüfen, was davon zustimmen könnte oder was nicht.
» Das Weibchen wurde gestört. Es wurde vor dem 10. Lebenstag ins Nest geschaut oder der Käfig wurde sauber gemacht.
» Die Babys wurden vor dem 10. Lebenstag angefasst.
» Das Weibchen hatte zu wenig oder gar kein Eiweiß zur Verfügung.
» Der Käfig ist zu klein.
» Es ist zu wenig oder minderwertiges Futter vorhanden.
» Es ist zu laut und zu unruhig in dem Raum, in dem der Käfig steht.
» Das Weibchen war mehrmals direkt hintereinander tragend (Dauerschwangerschaften).
» Ein oder mehrere Männchen befinden sich mit im Gehege (die Männchen fressen die Babys nicht; das ist ein Irrglaube; aber das Weibchen wird von dem/den Männchen derartig bedrängt (erneutes Decken), dass es keine Ruhe hat, um die Babys groß zu ziehen).
» Es gibt keine Unterschlupfmöglichkeiten (Häuschen).
» Die Babys sind tot zur Welt gekommen.
» Die Babys tragen Organschäden in sich (z.B. durch Inzucht hervorgebrachte Herzfehler).
» Die Babys sind nicht dauerhaft lebensfähig (Lethalverpaarungen).
» Der Wurf ist zu groß (reicht die Milch und die Energie nicht für alle aus, selektiert die Mutter die schwächsten Babys heraus, damit die stärksten überleben können).
» Das Weibchen ist zu jung (weniger als 3 Monate alt).
» Das Weibchen ist zu alt (älter als 12 Monate).
» Das Weibchen hat keine anderen Weibchen (Ammen) bei sich und ist schlicht überfordert.
Das Weibchen / die Amme trägt die Babys immerzu herum und wechselt häufig das Nest - warum?
Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Die Maus hat nicht genug Ruhe. Wahrscheinlich wird andauernd ins Nest geschaut oder die Babys werden immzu angefasst. Ein oder zwei Nestwechsel sind nicht schlimm. Darüber hinaus jedoch kann es für die Babys gefährlich werden. Ihre Haut ist noch sehr dünn und die Zähne der Mommy/Amme können Hautverletzungen verursachen.
Man sollte die Tiere bis zum 10. Lebenstag der Babys komplett in Ruhe lassen und nur Futter und Wasser wechseln.
Die Amme klaut der Mutter die Babys und trägt sie in ein eigenes Nest.
Das kann bei so hochsozialen Tieren wie Mäusen durchaus vorkommen und ist kein Problem. Auch die Ammen haben in der Regel Milch und können die Babys säugen. Sofern die Mommy die Babys freiwillig abgibt bzw. sie nicht andauernd versucht, zurück zu holen, sollte man der Amme die Babys ruhig lassen. Das ist okay.
Werden sich die Babys immer wieder gegenseitig zurück geklaut, muss die diebische Amme vorläufig aus der Gruppe entfernt werden. Idealerweise sollte sie aber nicht einzeln sitzen, sondern mit ein oder zwei anderen nichtsäugenden Weibchen zusammen gesetzt werden. Optimal sind in solchen Fällen große Gruppen, die man problemlos umstrukturieren kann.
Das Weibchen ist gestorben, aber die Babys leben - was soll ich jetzt tun?
Eine Handaufzucht ist bei so kleinen Tieren wie Farbmausbabys quasi unmöglich. Die Chancen, dass es klappt, liegen etwa bei 2%. Besonders dann, wenn die Babys noch unter 10 Tage alt sind. In diesem Falle sollte so schnell wie möglich (innerhalb der nächsten 2-3 Stunden) eine Amme gefunden werden. Sind die Babys in eine Weibchengruppe hineingeboren worden und die Mommy ist gestorben, sollten die Babys unbedingt in der Gruppe belassen werden! Die Ammen haben Milch und können die Babys durchaus ernähren. Sie aus der Gruppe zu entfernen, ist absolut lebensgefährlich für die Kleinen!
Sind keine anderen Weibchen vorhanden, sollte man schnellstmöglich eins finden, das ebenfalls Babys hat (idealerweise etwa im selben Alter). Um jemanden zu finden, der grade Mäusebabys hat, ist es das Beste, sich in einem Forum (Züchterforum?) anzumelden und schnellstmöglich ein Gesuch nach einer Amme aufgeben.
Sind die Babys älter als 10 Tage ist eine Handaufzucht durchaus möglich. Wie man da am Besten vorgeht, kann man hier genau nachlesen: Waisenaufzucht (dabei handelt es sich zwar um einen Wildmaus-Fall, aber das spielt keine Rolle)